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Noch nie war es so einfach, schick und schön zu erscheinen. Werbung, Fernsehen und
Zeitschriften versprechen die Machbarkeit und Produzierbarkeit von Schönheit - die exakte Annäherung an Schönheitsideale wird auch im wirklichen, alltäglichen Leben möglich - durch den
"maßgeschneiderten Körper" (Drolshagen, 1990). Neben der Diät als die wohl am weitesten
verbreitete Form der Annäherung an ein Ideal in der westlichen Welt existieren ein Reihe weiterer vielfältiger Möglichkeiten, mit Fleiß und Beharrlichkeit die DIN-Norm der Schönheit am eigenen Körper umzusetzen. Kosmetika - mit kußechtem Lippenstift, Rouge, rauchschwarzem Kohlestrich, falschen Wimpern, falschem Haarteil und falschen Fingernägeln - stylen unter Anleitung der Frauenzeitschriften die überzeugende Erscheinung.
Die Werbung präsentiert uns gleichzeitig
die neuesten Wunderwaffen und Zauberformeln gegen das Alter und gibt Supertips für glatte Haut: makellos und faltenfrei. Jugenderhaltende Kosmetika „für die aktive Erneuerung Ihrer Haut“ „schützen vor Falten schon beim Reinigen“. „Der einzigartige BETA HYDROXY KOMLEX“, „die AHA-Maske“, „die dreifach ANTI-AGE-PFLEGE“ gibt Ihrer Haut zurück, was die Jahre ihr genommen haben, läßt den grauen Teint verschwinden, stimuliert den Erneuerungsprozeß Ihrer Haut - Ihre Haut erscheint wie neugeboren: porentief rein, mit strahlender, vitaler Frische. „Ja, das bin ich mir wert!“ Die Werbeschönheiten flöten: „Ich tue nichts gegen meine Natur...“, „Ich fühl mich wohl in meiner Haut:“, „So gefall ich mir.“ Und dazu noch die passende Haarfarbe, die graue Haare zuverlässig abdeckt. „Und darum geht es doch...“ Regenerierende Schokosorten, kräftesparende Herz- und Kreislaufmittel, Knoblauchpillen und Corega Tabs tun ihr übriges für die „Kraft der zwei Herzen“.
Aerobic, Strechting-Boom, sanfte Gymnastik
und Sonnenbank tun ihr übriges für „Wellbeing“ und Fitness. Körperbau ist dank Bodybuilding kein Schicksal mehr. Perfektion ist Pflicht. Lustmaximierung in der Erlebnisgesellschaft gilt auch für den Körper.
Schönheitsoperationen als letzte Instanz
machen auf dem Weg zur Perfektion nun auch noch das Unmögliche möglich. Jeder kleinste Defekt scheint behebbar zu sein - die ästhetische Chirurgie ermöglichtnicht nur die Realisierung des Traums von makelloser Schönheit, sondern eben auch von lebenslanger Jugendlichkeit.Dabei besitzt diese schmerzhafte Prozedur im TV-Zeitalter eine solche Massenattraktiviät und jenen Verbreitungsgrad, daß man sie als sozial bedeutsame Technik bezeichnen kann. Eismasken, Collagenspritzen, Zellulitismassagen, Hautschälkuren, Frisch- zellentherapie, Tiefenwärme, Lymphdrainage, Laserbehandlung, Facelifting - Stück für Stück, oder besser Schnitt für Schnitt wird an der Konservierung des jugendlichen Aussehens und der Fabrikation des schönen Körpers gearbeitet (Penz, 1995).
Bei all diesen Methoden der Verjüngung
geht es um die künstliche Herstellung und Konservierung von Jugend, in der der Alterungsprozeß als aufhebbar dargestellt wird. Die Retuschierung der Anzeichen des Alters, die Körperrenovierung wider der Falte stellt eine Verleugnung des Alters dar.
Der Kampf um die Schönheit
ist zu einer permanenten Lebensaufgabe geworden, in der die Zeit der Gegner ist. Hierbei stellen die Biologie, die Natur des Menschen und das Alter als gesellschaftliche Definition von Verfall und Verlust von Schönheit Grenzen der Machbarkeit der Schönheit dar. Ist es dabei nicht ein Paradoxum, daß wir uns durch diese eingeengte Betrachtungsweise von Schönheit, die sich nur ausschließlich an Jugendlichkeit mißt, diese Grenze selbst schaffen, um sie letztendlich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen?
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