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Jugend, Dynamik, Effektivität
und Leistung, Vergnügen und rascher Konsum, schneller Erfolg, das totale Glück, Abenteuer, Freiheit, Fun und Erlebnis pur, flüchtiger Sex - das sind die Merkmale einer kurzlebigen Gesellschaft - der Erlebnisgesellschaft, die diese im Leitbild "Jugendlichkeit" postuliert. Das Projekt des schönen Lebens wird an Jugend oder Jugendlichkeit festgemacht, indem alle gesellschaftlichen Mechanismen "...unentwegt an der Produktion und Reproduktion eines kulturellen Leitbildes (arbeiten), das alles, was erstrebenswert, schön, angenehm, leistungsstark, erfolgreich, gesund ist, am Bild der Jugend festmacht - und das Unerwünschte an dem des Alters" (Meyer, 1993, S. 230).
Der Jugendkult hat weite Kreise
gezogen, indem die Erhaltung des Jungseins und der Jugendlichkeit zur Philosophie unserer Gesellschaft, zum absoluten Wert erhoben wurde. Jung sein ist alles - zumal vor allem Jugend als Phase der Selbstverwirklichung betrachtet wird. In diesem Sinne steht das Jugendlichkeitsideal über allen Lebensaltern - verlockend, aber auch fordernd.
Besonders deutlich wird dies am Beispiel
der "jungen" Alten oder "neuen" Alten, die in den Massenmedien als neuer Rentnertyp gefeiert werden. Die Art und Weise, die Euphorie der Präsentation der jungen Alten in den Massenmedien läßt den jungen Alten als eine Idealfigur erscheinen, deren Parameter der junge Mensch ist. Es geht nicht mehr um die Phase Alter, denn die jungen Alten sind nicht als Alte kulturell geachtet und interessant, sondern als Junge - das zeigt allein die begriffliche Verwendung. Die neuen oder jungen Alten verkörpern ein Alter, das sich von sich selbst abwendet und Jugendlichkeit zum Orientierungsmaßstab erhebt; die Eigenschaften des Alters werden ausgegrenzt und versteckt, so daß das hohe oder alte Alter erst recht ins gesellschaftliche Abseits gedrängt und als Störfaktor abgewertet wird.
Jugendlichkeit läßt das Alter schillern
und funkeln und läßt das Alter gleichzeitig an den mit Jugendlichkeit verbundenen Attributen wie Vitalität, Erfolg, Macht - und eben auch Schönheit und Attraktivität (scheinbar) teilhaben. Jugendlichkeit als ideales Identitäts-, Handlungs- und Lebensstilkonzept verspricht die "Befreiung" des alternden Menschen, ganz dem Individualisierungstrend folgend. Denn gerade in einer Gesellschaft, in der eine Zunahme gestaltbarer Lebensbereiche zu verzeichnen ist, signalisiert Jugendlichkeit, daß das Leben machbar, modellierbar ist, daß Körper, Aussehen, Lebensgefühl u.a. nicht Schicksal, sondern Variablen sind, für die der Einzelne selbst verantwortlich ist, während das alte Alter das gesellschaftliche Stigma für Erstarrtsein, Unveränderbarkeit und Ende, gerade aufgrund seiner Nähe zum Tod, auferlegt bekommt.
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