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1996 ließen sich rund 1,6 Millionen Amerikaner
operativ verschönern und gaben dafür etwa 1,75 Milliarden Dollar aus. Schönheitsoperationen sind bereits käuflichen Symbol für Wohlstand, Erfolg und Lebensart geworden. Doch Facelifting als Klassiker
unter den Schönheitsoperationen ist ein nicht unerheblicher chirurgischer Eingriff unter Vollnarkose, bei dem die Gesichter der Geschönten hinterher oft tagelang verschwollen, blutunterlaufen, maskenhaft aufgequollen sind. Faceliftings verursachen Nervenlähmungen, Infektionen, Eiterungen, Taubwerden der Haut, Narbenwucherungen und postoperative Depressionen. Ein chemisches Gesichts-Peeling ist vergleichbar mit einer Verbrennung zweiten Grades, Säuremaske und das Abschleifen der Haut mittels, mit Diamantteilchen imprägnierter Drahtbürste erzeugen eine Horrorvision.
Beim Zusammenklammern des Darms
zwecks Gewichtsverlust können bis zu 37 verschiedene Komplikationen auftreten: schwere Unterernährung, Leberschäden, unregelmäßiger Herzschlag, Hirn- und Nervenschäden, Magenkrebs, Immunschwäche, perniziöse Anämie, Leberversagen und Tod (Wolf, 1993). Das Todesrisiko kann bei 1 % sicherlich als gering bezeichnet werden, doch handelt es sich hierbei um eine medizinisch nicht notwendige Operation. Alle operativ-verschönernden Eingriffe stellen immer eine Verletzung und Verwundung des gesunden Körpers - einen Eingriff in die Unversehrtheit des Körpers - dar. Abgesehen von der Tatsache, daß dieser Aspekt dem Ethos der Medizin widerspricht, sind diese Verschönerungen mit Schmerzen und Qualen verbunden.
Doch ist es sicher kein Zufall, daß Schmerz Bestandteil so vieler (weiblicher) Schönheits- rituale ist - der Spruch: „wer schön sein will, muß leiden“ findet hier seine Entsprechung. Der weibliche
Körper ist nicht nur in der Neuzeit, sondern auch, sowohl in der Geschichte als auch in anderen Kulturen, verändernden Deformierungen unterlegen. Was oberflächlich betrachtet vielleicht
als weiblich-narzistischer, neurotischer oder sogar masochistischer Wesenszug der Frauen erscheint, bezeichnet R. Freedman (1989) in Wirklichkeit als einen ausgesprochenen Sadismus der Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die, was gesund ist, als krank und damit operabel bezeichnet...
...Und er schuf sie nach seinem Bilde
- Schönheitschirurgen versuchen sich an der Erfüllung eines uralten Traumes - „...daß der Mensch sich selbst erschaffe, befreit von der Gewalt der Götter, des Schicksals und der Natur“ (o.n., 1992, S. 23).
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